Frauen – als Technikkunden unbeliebt

Auf der einen Seite sind Männer als Technikkunden eine anstrengende und schwierige Klientel. Sie informieren sich gründlich, sie kennen sich aus, sie stellen bohrende Fragen. Darauf hat sich aber das Beratungspersonal schon längst eingestellt – es wappnet sich mit technischen Kenntnissen und schlagenden Argumenten, um dem Ansturm des versierten Kunden widerstehen zu können.

Taucht eine Frau in der Elektronikabteilung auf, nimmt der kluge Berater mit wehenden Rockschößen Reißaus. Er weiß nämlich genau, dass sein ganzes wohlsortiertes Arsenal an Argumenten und Fakten bei einer Frau absolut wirkungslos wird. Wenn er anfängt, von Prozessorleistung, Soundkarten, RAMs und ROMs zu sprechen, wird sie ihn nur mit großen Augen anblicken und sich danach erkundigen, ob es das Modell auch in einer anderen Farbe gibt.

Sein Fachwissen und die Anmerkungen, dass gerade dieses Modell beim letzten Test der Testsieger waren, beeindrucken sie nicht im mindesten, sondern sie interessiert sich mehr dafür, ob sich die Tastatur unter ihren Fingern gut an fühlt und ihr das Geräusch beim Betätigen der Tasten gefällt.

Auch die Farbe und das Design des Modells scheinen viel wichtiger zu sein als seine Leistungsfähigkeit und seine Kapazitäten, die es bietet. Auch praktische Erwägungen spielen eine Rolle – so wird die Gestaltung in Klavierlackoptik als zu staubfreundlich empfunden, auch sehe man jeden Fingerabdruck und müsse daher das Gerät ständig mit speziellen Feuchttüchern reinigen. Und außerdem würde es für diese Bildschirmgröße nicht mehr diese schicke Notebookhülle aus Filz mit dem Paisleydesign geben, die sie bei ihrer Freundin so bewundert hatte.

Frauen scheinen bei der Auswahl technischer Geräte in der Tat andere Kriterien anzulegen, als es Männer tun. Solange das Gerät die Grundfunktionen erfüllt, die man von ihm erwarten kann, sind sie mit der technischen Seite zufrieden und stürzen sich dann auf andere Aspekte. Jetzt kommen Design, Farbe, Haptik und natürlich auch der Preis zum Zuge. Frauen sind im Stande, für einen schicken Wintermantel deutlich mehr Geld auszugeben als für einen Computer.

Und zudem sind Frauen meistens nicht willens, für ein Gerät Geld auszugeben, das sie nicht wirklich brauchen. Warum sollten sie einen Tablet PC mit sich herumschleppen, wenn die übergroße Handtasche ohnehin schon viel zu schwer ist und ihnen Probleme mit dem Rücken beschert?

Im Bereich der Mode gehören sie zu den so genannten Early Adapters – das sind die Kunden, die sich mit Begeisterung auf jede Neuigkeit stürzen und sie sofort ausprobieren. Im Bereich der Technik setzen die Frauen mehr auf Bewährtes, sie mögen keine Geräte, die noch Kinderkrankheiten haben oder deren Sinn und Zweck noch gar nicht richtig fest steht.